Induktion - zweiter Teil: Arten der Induktion
Die Induktion kann vollständig oder unvollständig sein. Die vollständige Induktion wurde bereits von dem griechischen Philosophen Aristoteles erkannt. Ein Beispiel für eine vollständige Induktion wäre:
Porsche, BMW, Audi, Mercedes-Benz, Opel und Volkswagen sind deutsche Automobilhersteller.
Porsche, BMW, Audi, Mercedes-Benz, Opel und Volkswagen exportieren jeweils mindestens ein Fahrzeugmodell auf den internationalen Markt.
Jeder deutsche Automobilhersteller produziert also mindestens ein Modell, das international exportiert wird.
Da wir alle relevanten Hersteller aufgelistet haben, würde diese Art der Induktion als vollständig oder „perfekt“ gelten. In der Wissenschaft ist diese Form der Argumentation jedoch höchst unpraktisch und unproduktiv. In der Tat haben wir selten die Möglichkeit, alle einzelnen Fakten einer bestimmten Art aufzulisten, um daraus eine Schlussfolgerung über die Art als Ganzes zu ziehen.
Wenn zum Beispiel eine große Anzahl von Fischarten untersucht wurde und man feststellt, dass alle durch Kiemen atmen, können wir daraus schließen, dass Fische durch Kiemen atmen – auch ohne jede einzelne Fischart auf dem Planeten zu kennen.
Aus diesem Grund ist die unvollständige Induktion sowohl in der Wissenschaft als auch im täglichen Leben weitaus häufiger anzutreffen. Sie besteht darin, auf der Grundlage einer begrenzten Anzahl von Beispielen eine Schlussfolgerung über die gesamte Gruppe zu ziehen – einschließlich unbekannter und nicht untersuchter Fälle.
Gerade deshalb ist die Induktion ein fruchtbares und leistungsfähiges Instrument: Aus einer begrenzten Anzahl von Fällen können wir eine echte Verallgemeinerung über eine Eigenschaft oder eine Beziehung ziehen, die bei Mitgliedern einer bestimmten Art beobachtet wird. Natürlich sind solche Verallgemeinerungen manchmal richtig – und manchmal grob falsch.
Wir werden das Problem der Induktion im nächsten Beitrag erörtern.